Wir wollen in unserem Kindergarten eine natürliche Umgebung schaffen, in der sich alle Kinder angenommen fühlen. Wir geben den Kindern eine Hülle und schaffen einen geschützten Raum, in dem sie sich geborgen fühlen. Wir sehen Vielfalt als eine Bereicherung des Lebens und nehmen Kinder mit und ohne Besonderheiten und Entwicklungsstörungen an, damit sie gemeinsame Lebenserfahrungen machen können.
„Im Rahmen der UN-Konvention von 2009 ist Deutschland die Verpflichtung eingegangen, allen Kindern das recht auf Bildung in inklusiven Einrichtungen zu ermöglichen. Der Begriff Integration (Wiederherstellung eines Ganzen) wurde bisher im Zusammenhang mit der gemeinsamen Bildung und Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung in Kindertageseinrichtungen verwendet, steht aber häufig auch im Zusammenhang mit der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund.“
Unser pädagogisches Team ist gemeinsam mit den Eltern der Kinder auf dem Weg zur Inklusion (lat. Dazugehörigkeit oder Einschluss) und betrachten die individuellen Unterschiede der Menschen als Normalität. Inklusion tritt für das Recht jedes Kindes ein, gemeinsam zu leben und zu lernen.
Jedes Kind in seiner Individualität zu erkennen und ihm in Anbetracht seiner besonderen körperlichen, seelischen und geistigen Voraussetzungen einen Raum für seine Entwicklung zu schaffen, ist das Anliegen der Waldorfpädagogik von Rudolf Steiner. Bei manchen Menschen ist die gesunde, harmonische Verbindung von Leib, Seele und Geist gestört. Diese Menschen benötigen eine besondere Pflege des seelischen Bereiches als verbindendes Element.
In unserer Einrichtung sind Familien aus allen Kultur und Glaubenskreisen willkommen. Wir betreuen und fördern Kinder mit und ohne Verzögerungen oder Störungen in den einzelnen Entwicklungsbereichen, z.B.:
- Geistige oder körperliche Entwicklung
- Wahrnehmung und Bewegung (Motorik)
- sensorische Integration
- Aufmerksamkeit (ADS, ADHS)
- seelischen oder emotionalen Störungen
- Sprachentwicklungsstörungen
- Körperliche und seelische Erkrankungen
Bedürfnislage Wahrnehmung – mit allen Sinnen erleben
Das Kind erforscht seine Umwelt mit allen Sinnen, dabei erschließt es sich spielerisch den Lebensraum, ganz individuell im eigenen Rhythmus.
Kinder sind, je jünger oder verzögerter die Entwicklung, desto deutlicher – den Eindrücken ausgeliefert. Das Kind muß erst einen Filter und Schutz entwickeln, was von den vielen Außenreizen seine Sinne erreichen soll und was nicht.
Der Tageslauf in unseren Gruppen
Wechsel von Aktivität und Ruhe, Gruppenspiel drinnen und draußen. Dabei stehen für uns die Möglichkeiten und Kompetenzen der Kinder, sowie deren spielerische und individuelle Bedürfnisse im Vordergrund – nicht ihre Schwächen und Defizite.
Kinder, die Ängste oder Beeinträchtigungen im körperlichen oder seelischen Bereich haben, sind ganz besonders auf Orientierung und Strukturierung im Tagesablauf angewiesen. Sie brauchen klare Grenzen und der Spielraum muss überschaubar und reizarm gestaltet werden.
Die Inklusion ist in unserer Einrichtung ganzheitlich in unsere Konzeption eingebunden, das heißt, alle Kinder
- können an den verschiedenen handwerklichen, hauswirtschaftlichen oder kreativen Tätigkeiten in den einzelnen Gruppen teilnehmen
- erleben denselben Tagesablauf, spielen und leben gemeinsam, verbringen zusammen Zeit und erfahren miteinander unmittelbar Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Lebensgestaltung
- erlernen Rücksichtnahme und Toleranz
- werden dort in ihrer Entwicklung abgeholt, wo sie sich befinden
Kriterien der (heil) pädagogischen Gestaltung und Förderung:
- das Spielmaterial ist überschaubar und reizarm, die Spielfläche ist klar gestaltet
- fließende Übergänge in anderes Geschehen
- wenige aber deutliche und sinnvolle Gebärden
- Wiederholungen über einen längeren Zeitraum
- evtl. langsameres Tempo
- Betreuung und Begleitung individuell in der gesamten Gruppe und in Kleingruppen
- zusätzliche Ruhe- und Entspannungsmöglichkeiten
- besondere Erlebnisse zur Körperwahrnehmung
- Bewegungserlebnisse mit allen Sinnen (Psychomotorik)
- ganzheitliche Sprachförderung
Ein wertschätzender Umgang zwischen den pädagogischen Mitarbeiter/-innen und dem Kind setzt das tiefe Vertrauen in das Entwicklungsinteresse, die Eigenaktivität und die Persönlichkeit des Kindes voraus. Die Arbeit mit den Kindern setzt Empathie und eine hohe Präsenz unserer pädagogischen Mitarbeiter/-innen voraus, um inklusive Prozesse wahrzunehmen und begleiten zu können. Intensive Beobachtung unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit ( Wahrnehmung der gesamten Persönlichkeit) sind wichtige Grundlage für die pädagogische Planung. Dabei fließen die Beobachtungen aus den unterschiedlichen Lebensfeldern der Kinder in das Konzept ein und verändern es fortlaufend. (siehe auch unter Bildungsdokumentation Dialog)
Zusätzliche Unterstützung
- Intensive Elternarbeit
- Verzeichnisse v. Beratungs- und Therapiemöglichkeiten
- Beratung über Fördermaßnahmen und Zusammenarbeit mit den Therapeuten
- Zusammenarbeit mit Kinderärzten und den kinderärztlichen Zentren SPZ )
- Vermittlung von Maßnahmen zur Unterstützung der Familie
- Verlaufs- und Entwicklungsdiagnostik
- anerkannte Beobachtungs- und Testverfahren / Sprachsstandsermittlung
- Zusammenarbeit mit Grund- und Förderschulen
Lemgo, den 1. März 2012
Monika Kuhlmann, Inklusionsfachkraft Waldorfkindergarten Lemgo
Quellenangabe
- UN-Konvention 2009 für Menschen mit Behinderungen s.a. LWL
- Gemeinsame Betreuung und Erziehung in Kindertagesstätten
- Dialog/Bildungsbeobachtung in Waldorfkindergärten
- M. Kaiser, Qualitätssicherung in Waldorfkindergärten
- Wege zur Qualität